So hatte ich mir mein Adventsessen nicht vorgestellt.
Heute muss ich mich mal ereifern. Dafür lasse ich sogar den Tatort sausen. Ich möchte dem geneigten Leser dazu eine Geschichte erzählen. Eine Geschichte von einem großen deutschen Pizza-Service. Man erkennt ihn an dem schönen roten Logo und der Aufforderung, Pizza zu denken. Große Worte. Also, hier nun die Wahrheit über die denkende Systemgastronomie.
Ich bin seit Jahren Kunde. Großer Kunde. Die Produkte sind – ganz subjektiv gesehen – so lecker, dass ich, wenn ich mich nicht zwischen Pizza Scampi und Croque Parmaschinken entscheiden kann, unvernünftig und hungrig einfach beides bestelle. Das klappte auch lange Zeit. Doch dann, es ist nun ein paar Monate her, wartete ich eine Stunde mit triefendem Geifer auf meine Bestellung. Zögerlich rief ich an und fragte nach. Meine Online-Bestellung sei leider aus technischen Gründen verloren gegangen. Man könne aber jetzt die Bestellung neu aufnehmen. „Ist aber viel los heute, könnte eine Stunde dauern.“ Andere hätten da verständnislos aufgelegt. Ausnahmsweise Lieferung vorziehen? Sonderfahrt? Nichts. Ich aber hatte Hunger, leierte meine Wünsche geduldig in den Hörer. Als ich fertig war, verkündete die Beraterin, ich hätte den Mindestbestellwert von 19,95 Euro nicht erreicht. Den Mindestbestellwert von 19,95 Euro hatte ich noch nie erreicht. Ganz was Neues, dieser Mindestbestellwert von 19,95 Euro. Ich fahre zum Store weniger als 10 Minuten. Resultat der ganzen Aktion: HUNGER.
Zwischendurch sprach ich mit der PR-Beratung und der Store-Leiterin der Kette. Alle waren zuckersüß und nett.
Doch heute wurde es satirisch: Ich bestellte versöhnt per Telefon und gab an, dass ich kein Bargeld im Hause hätte und daher per EC-Karte zahlen würde. „Kein Problem!“. Der Bote kam, brachte zum einen den falschen Wein (günstigen Pinot Grigio obwohl der verdient teurere Poggio delle Faine auf der Rechnung stand) und zum anderen einen EC-Kartenleser, der seinen Dienst versagte. Was nun? Die Pizza roch verführerisch und wartete auf ihren Verzehr. Ich hatte mich schon mit ihr angefreundet. Aber erst einmal musste der arme Bote telefonieren. Was dann kam, ist nur schwer zu fassen: Der arme Bote nahm mir die verruchte Pizza und den falschen Wein aus der Hand und nahm alles wieder mit, weil ich ja nicht zahlen könne. „Wie bitte?“, dachte ich nur und benötigte einige Minuten um mich aus meiner Erstarrung zu lösen und betreten die Wohnungstür zu schließen. Und bis einschließlich zur Eingabe meines Pins hatte der Kartenleser noch mitgespielt. Ich werde meinen Kontostand genauestens überwachen.
Man muss sich das mal vorstellen: Weil des Lieferanten Technik nicht mitspielt, landet die leckere Pizza mit aller gebotenen Nachhaltigkeit jetzt in Joey’s Trash – upps, jetzt ist mir versehentlich der Name rausgerutscht – und ich muss hungern. Und auf meinen Adventswein verzichten. Gott sei Dank hab ich noch einen guten Whisky im Regal.
Prost und immer schön Pizza denken!
Inzwischen hat sich Joey’s Kemptener Pizzagöttin telefonisch gemeldet. Soviel Untrost hat mich etwas besänftigt. Wir werden noch richtig gute Freunde.
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