Von Lebkugeln und Fassstärken: FinestSpirits 2012

Commandante

Wie mir der qualmende Stopfen in den Mund gelangte und mich zum „El Commandante“ machte? Später. Vorne anfangen:

Es gibt einfach Tage, da ist man froh, dass das Auto in der Garage urlauben darf. Es war schneidend kalt, minus siebzehn Grad, gefühlt minus dreißig. Eine fröhliche Autofahrt mit einer befreundeten jungen Familie brachte uns scheibenwaschwasservernichtend nach München. Auf der Fahrt stellten wir ohne Alkoholeinfluss Lady Emilia (1) ruhig, in dem wir lauthals die gesamte Fauna dieses Planeten imitierten. Lady E. war glücklich, und das machte uns glücklich und ließ uns aus. Nein, Lady E. durfte natürlich nicht mit zur Megaverkostung. Sie blieb mit Mama bei einer Freundin, deren Gatte uns ebenso ausgelassen zur Messe begleitete. Ein eisiger Marsch von 20 Minuten und da prangte es auch schon einladend plakatiert an der Fassade: Finest Spirits 2012, die Messe für Whisk(e)y und mehr. Flugs das Gratis-Nosingglas gegriffen und ab ins bernsteinfarben schimmernde Paradies.

Begrüßt wurden wir von den allseits bekannten Classic Malts. Hier wurde uns der erste Gratis Whisky eingeschenkt, ein Singleton (Speyside). Der lange Nachmittag führte uns durch alle Regionen Schottlands über den Münchener Viktualienmarkt, Spanien und Irland bis in die Karibik. Ich will mal versuchen, den Ablauf komplett aufzulisten und dabei die Highlands, äh Highlights, zu unterstreichen. Auf geht’s:

Schottland:
– The Singleton of Dufftown, 12 yrs. (gratis)
– The Dalmore, 12 yrs.
– The Dalmore, 15 yrs.
– The Dalmore, 18 yrs.
– Caol Ila Moch
– Lagavulin Distillers‘ Edition
– Chivas Regal (gratis)
– Laphroaig Triple Wood
– Auchentoshan 21 yrs.
Ardbeg Alligator
Highland Park Thor
– Glenmorangie Quinta Ruban
– Glenmorangie Nectar d’Or
– Glenmorangie Artein
Glenmorangie Signet
Bunnahabhain, Jahrgang 1978 (!)
– Big Peat (Islay Vatted Malt)

Deutschland:
– SLYRS (Whisky)
– Aureum (Whisky)
Das Korn (Doppelkorn aus Brandenburg)
– Ziegler Haselnussbrand (gratis)

Irland:
– Writer’s Tears (Pot Still Blend)

Spanien:
Gin Mare (pur und als Tonic mit Basilikum und Zitrone)

Kuba:
Matusalem Gran Reserva (Rum)

Leckereien:
– Tölzer Kasladen (Mimolette, Wiesenblumenkäse)
– Lebkugeln (Islay Malt Trüffel)
– Mackie’s of Scotland (Haggis Chips)
– Leon Jimenes Robusto (Zigarre)

Hui. So viel? Ja. So viel! Ich fühlte mich erstaunlich gut. Nur mein Fachgesimpel wurde wahrscheinlich immer peinlicher, so dass ich – noch klaren Verstandes – mein Presseschild von der Brust entpinnte. Die FinestSpirits war wie jedes Jahr ein voller Erfolg. Man kann ungestört herumprobieren und locker einen ganzen Tag verbringen. Dabei wird man nicht von schnell angelernten Hostessen angelächelt, sondern echte Profis – manchmal jovial, manchmal mürrisch und knorrig – wissen wirklich bescheid und können jede Frage beantworten. Ist zwar nicht so ein schöner Anblick wie bei der IAA in Frankfurt, aber die Wärme und das wissende Zwinkern der Gleichgesinnten tut gut. Ein besonderer Dank geht an den Lebkugelmann Wolfgang Marx, der mir von der überaromatischen Islaykugel abraten wollte, sie mir dann aber doch feierlich überreichte. Und an Theo Ligthart, den Österreicher, der in Brandenburg allerfeinsten Berliner Kornbrand herstellt und damit dem „Dobblkoorn“ sein Schmuddelimage nimmt.

Loide, macht Euch einen Knoten in den Kalender, damit Ihr nicht die FinestSpirits 2013 verpasst. Wir sehen uns dann dort. Aber vorher muss der Donnergott aus Orkney noch den Weg aus der Walhalla direkt in meine Hausbar finden. (www.finestspirits.com)

Ach ja, der Stumpen. Einer meiner Mitgenießer ist Zigarrenexperte und lud mich in seine Welt ein. Sehr würzig, aber ich werde wohl nie zum Zigarrenraucher. Das wurde mir spätestens klar als ich am nächsten Morgen öffentlich singen musste. Meine Stimme ähnelte den Lauten eines Walrosses.

AuchentoshanBunnahabhainLebkugelDasKornThor

Werbung